Industrie 4.0 in der Stahlindustrie – Interview mit SMS digital

Interview-Banner mit Bernhard Steenken von SMS digital

In vier Jahren von 10 Mitarbeitern in einem Düsseldorfer Loft zu einer globalen Geschäftseinheit mit 300 Kollegen – das ist in Kurzform die Erfolgsgeschichte von SMS digital, einem Dienstleister u.a. rund um Industrie 4.0 in der Stahlindustrie. Was die unabhängige Einheit innerhalb der SMS group konkret macht und welche messbaren Erfolge sie realisiert hat, berichtet Geschäftsführer Bernhard Steenken im Interview.

Die Titelstrecke in Ausgabe 7/20 von stahl + eisen beschäftigt sich mit Industrie 4.0 in der Stahlindustrie (hier geht es zum Abo). Darin enthalten: der andere Teil des umfangreichen Gesprächs mit Bernhard Steenken, in dem es vor allem um allgemeine Aspekte rund um Digitalisierung und Industrie 4.0 geht.

stahl + eisen: Mit was für einer Besatzung und Zielsetzung hat die SMS group 2016 das Start-up SMS digital ins Leben gerufen?

Steenken: Wir sind mit 10 Digitalisierungsexperten und Mitarbeitern aus der SMS group und mit einem klaren Ziel gestartet: Wir sollen eine unabhängige Einheit sein, um flexibel das Thema der Digitalisierung sowie die neusten Technologien und agile Arbeitsweisen zu erarbeiten. Dabei geht es nicht nur um den metallurgischen Anlagenbau, sondern um Expertenwissen in der Digitalisierung an sich. Mit diesen Erfahrungen und Lösungen können auch andere Unternehmen, die nicht in der Schwerindustrie angesiedelt sind, genauso bedient werden. Seit der Gründung zeigen wir auf, wie sich Daten in Informationen und Informationen in Wert überführt lassen. Dazu verbinden wir unser Know-how im Bereich der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz mit Prozess- und Anlagenwissen der SMS group.

stahl + eisen: Wie sieht der bisherige Status quo aus?

Steenken: Mit der Zeit hat sich das Unternehmen als globale Geschäftseinheit mit über 300 Mitarbeitern auf dem Markt etabliert. Wir haben bereits zahlreiche innovative Lösungen verwirklicht und helfen Unternehmen dabei, ihre Produktion maximal effizient und ressourcenschonend zu betreiben. Um unsere ambitionierten Wachstumspläne zu übertreffen, steigen wir auch in neue Bereiche und Märkte ein, wie kürzlich mit unserem brasilianischen neuen Tochterunternehmen, der Vetta group, in den Energiemarkt. Unser Partnernetzwerk bauen wir mit führenden Tech-Firmen wie Qualcomm, Voith, Quinlogic, Huawei, AWS und anderen immer weiter aus.

stahl + eisen: In wie weit ist aus Ihrer Sicht das Verständnis bezüglich Digitalisierung im Unternehmensalltag angekommen?

Steenken: Für viele ist das Thema Digitalisierung noch immer sehr abstrakt und nicht greifbar. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, unsere Erfahrungen zu teilen und die digitale Transformation durch wertstiftende Lösungen für die Schwerindustrie unserer Kunden erfolgreich zu gestalten. Wir sind überzeugt, dass für unsere Kunden durch Beratung und Begleitung in ihrem Transformationsprozess sowie durch das Aufzeigen, welche finanziellen Optimierungsmöglichkeiten sich aus der Digitalisierung ergeben, für viele die Hemmschwelle schwindet.

stahl + eisen: Allgemein stehen alle Marktteilnehmer unter einem steigenden Kostendruck. Was sind die zentralen Fragen?

Steenken: Die Schlüsselfaktoren einer wettbewerbsfähigen Produktion werden zunehmend wichtiger: maximale Anlagenverfügbarkeit, niedrige spezifische Energieverbräuche pro Tonne, minimierte Abwerte- und Ausschussraten sowie eine kontinuierlich kostenoptimierte Produktionsplanung zur vollständigen und termintreuen Lieferung. Neue digitale Lösungen liefern dazu die entscheidenden Werthebel. Unbeantwortet bleibt bisher für viele Kunden jedoch die Frage nach dem „Wie“. Welche Anwendungsfälle digitaler Lösungen liefern signifikante Kostenvorteile in der Produktion? Wie werden aus einer Vielzahl von möglichen Ideen und Maßnahmen die entscheidenden mit einem schnellen „Return on Invest“ priorisiert und wie werden sie erfolgsgerichtet und zeitnah umgesetzt?

stahl + eisen: Wie beantworten Sie diese Fragen in der Beratung?

Steenken: Gemeinsam mit unseren Kunden analysieren wir den gesamten Produktionsprozess, und identifizieren und bewerten Verbesserungspotenziale. Als Ergebnis stehen priorisierte Maßnahmen mit einem quantifizierbaren und schnellen „Return on Invest“ zur Verfügung. Dabei kombinieren wir digitale und prozessbezogene Expertise in sechs Kompetenzbereichen: Produktqualität, Produktionsplanung, Produktionslogistik, Anlagenzustand, Energiemanagement und Dateninfrastruktur. Das Leistungsangebot ist dabei immer auf die konkreten Anforderungen zugeschnitten. Sie reichen von der Grundlagenarbeit der Digitalisierung wie die Definition einer Digitalstrategie über die Identifikation konkreter Anwendungsfälle neuer digitaler Lösungen mittels eines „Digital Fact Finding“-Audits bis hin zu „Benchmarking“-Analysen und der Lösungsimplementierung direkt vor Ort.

Wir beraten nicht nur konzeptionell in der Analysephase, sondern begleiten und verantworten die Entwicklung und Umsetzung unmittelbar mit. Auf diese Weise können die Kunden schon in frühen Phasen Feedback geben und die Entwicklung in die Richtung lenken, die sie sich wünschen. Auch setzen wir darauf, Produktentwicklungen schnell umzusetzen. Mit dem Minimal Viable Product (MVP), das den Mindestanforderungen gerecht wird und direkt im Produktionsbetrieb läuft, können Kunde bereits nach 12 Wochen erste Ergebnisse sehen.

Beitrag teilen

WhatsApp
Email
Facebook
Twitter
LinkedIn
XING

Jetzt Fachabo starten

Erhalten Sie exklusiven Zugriff auf alle Fachartikel, Whitepaper und Analysen.

Das könnte Sie auch interessieren

Miguel López kommentiert die Thyssenkrupp Q3-Zahlen 2024/2025 durchaus positiv

Thyssenkrupp Q3-Zahlen: Auftragseingang steigt, Umsatz sinkt

Thyssenkrupp legt Q3‑Zahlen vor: Auftragseingang steigt dank Marine Systems um 21 % auf 10,1 Mrd €, Umsatz sinkt auf 8,2 Mrd €. Bereinigtes EBIT verbessert sich dank APEX, doch manche Segmente drücken das Ergebnis – trotz strategischer Fortschritte.
RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH u. Co. KG ist ein Spezialist für Rundstahlketten. Das kuftbild zeigt den Firmensitz.

Spezialist für Rundstahlketten feiert rundes Jubiläum

RUD Ketten feiert 2025 sein 150-jähriges Bestehen. Der Spezialist für Rundstahlketten aus Aalen-Unterkochen steht für Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit – und blickt mit einem klaren Fokus auf Digitalisierung und Internationalisierung in die Zukunft.
Ausgezeichnete Qualität: Am 5. August nahmen Reiner Hagemann und Philipp Vetter von der Badische Stahl-Nebenprodukte GmbH (BSN) die QUBA-Zertifizierung für die Produkte BEOSALT und BEOSIL entgegen. – V.l.n.r.: Reiner Hagemann (Geschäftsführer BSN), Thomas Fischer (Geschäftsführer Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH), Philipp Vetter (Qualitätssicherung BSN)

QUBA-Zertifizierung für Sekundärbaustoffe von BSN

Die Badische Stahl-Nebenprodukte GmbH hat für ihre Sekundärbaustoffe „Beosalt“ und „Beosil“ eine QUBA-Zertifizierung erhalten. Die Zertifizierung höchste Qualitäts- und Umweltstandards bestätigen und die Eignung für drei Einsatzbereiche bescheinigen.
Mit den Make-to-Order Days, kurz MTO Days, geht am 9. und 10. Juni 2026 auf dem Stuttgarter Messegelände ein neues Veranstaltungsformat an den Start.

Make-to-Order Days 2026 als neue Messe im Juni 2026

Am 9. und 10. Juni 2026 startet mit den Make-to-Order Days auf dem Messegelände Stuttgart eine neue Fachmesse für auftragsbezogene Präzisionsfertigung. Das Format richtet sich an Entscheider aus verschiedenen Industriebranchen.
Das Bild zeigt die beiden WSM-Geschäftsführer, dem Verband für die Stahl- und Metallverarbeitung.

Stahl- und Metallverarbeitung: WSM warnt vor Stillstand

Die deutsche Stahl- und Metallverarbeitung kommt im ersten Halbjahr 2025 nicht vom Fleck. Der Branchenverband WSM fordert von der Politik entschlossenes Handeln, um den industriellen Mittelstand vor Substanzverlust zu bewahren.
Salzgitter-Konzern Halbjahresergebnis 2025, Umsatzprognose für 2025 gesenkt: Die Salzgitter AG veröffentlicht vorläufige Geschäftszahlen des ersten Halbjahres 2025 und eine Konkretisierung der Jahresprognose

Salzgitter-Konzern Halbjahresergebnis 2025: Ergebnisrückgang

Der Salzgitter-Konzern erzielte im ersten Halbjahr 2025 ein EBITDA von 116,8 Mio. € und ein Vorsteuerergebnis von – 83,8 Mio. €. Während Technologie und Aurubis-Beteiligung positiv beitrugen, belasteten schwierige Markt- und Rahmenbedingungen Stahl und Verarbeitung.
Anzeige
MPT