Stahl-Konjunkturausblick: Deutschland und EU fallen weiter zurück

Coils aus gewalztem Stahl

Der Weltstahlverband Worldsteel erwartet für die Jahre 2024 und 2025 wieder ein leichtes Wachstum der globalen Stahlnachfrage – angetrieben unter anderem von den USA. Eher trüb sind die Aussichten indes in der EU und insbesondere in Deutschland.

Nachdem die Marktversorgung mit Walzstahl in den vergangenen beiden Jahren rückläufig war, zeichnet sich laut Weltstahlverband Worldsteel für die Jahre 2024 und 2025 wieder ein leichtes Wachstum der globalen Stahlnachfrage ab. Die Prognose basiert der Organisation zufolge auf einer stabilen Entwicklung in China und einer deutlichen Belebung der Stahlkonjunktur in den Schwellenländern, insbesondere in Indien. Zudem habe sich die Stahlnachfrage in den fortgeschrittenen Ländern robust entwickelt. Dazu zählten auch die USA, wo der Stahlmarkt zunehmend Impulse aus Infrastrukturprogrammen und dem Inflation Reduction Act erhalte.

„Die schwache Erholung in der EU und insbesondere in Deutschland steht im Gegensatz zu den USA, wo die Stahlnachfrage zwischen 2020 und 2025 um insgesamt 20 Prozent zulegen dürfte.“

Dr. Martin Theuringer, Chairman des Worldsteel-Wirtschaftsausschusses und Geschäftsführer der WV Stahl

„Weltweit liegen die größten Herausforderungen in der Stahlkonjunktur derzeit in der Europäischen Union und insbesondere in Deutschland”, erklärt Dr. Martin Theuringer, Chairman des Worldsteel-Wirtschaftsausschusses und Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Zwar erhole sich die Stahlnachfrage auch in der EU, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau.

WV Stahl: „Kommen hierzulande nicht voran“

Für Deutschland sieht Worldsteel in diesem Jahr nur eine technische Erholung, die vor allem lagerzyklisch bedingt ist und erst ab 2025 an Fahrt gewinnen wird. Aber auch dann dürfte die Stahlnachfrage in Deutschland das niedrige Niveau des Corona-Krisenjahres 2020 nicht wesentlich überschreiten. „Die schwache Erholung in der EU und insbesondere in Deutschland steht im Gegensatz zu den USA, wo die Stahlnachfrage zwischen 2020 und 2025 um insgesamt 20 Prozent zulegen dürfte. Und das trotz eines auch dort schwachen Wohnungsbaus, aber dank hoher Investitionen in den Aufbau von Fertigungskapazitäten”, so Theuringer.

Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, erläutert den Ernst der Lage für Deutschland: „Trotz globaler Konjunkturerholung kommen wir hierzulande nicht voran. Das ist eine schlechte Nachricht, die weit über unseren Sektor hinausreicht, denn die Stahlnachfrage ist ein Indikator für die allgemeine Verfassung des Industriestandorts Deutschland.“ Für die Erreichung der Klimaziele sowie den Erhalt wirtschaftlicher Stärke und Widerstandsfähigkeit, bedürfe es einer starken Industrie. „Und um den Industriestandort Deutschland wieder nach vorne zu bringen, müssen jetzt die notwendigen Schritte eingeleitet werden. Dazu gehört ganz grundsätzlich, dass wir sowohl in Deutschland als auch in der EU eine Antwort auf die strategischen Standortpolitiken finden, die andere Regionen der Welt derzeit stark machen und voranbringen“, so Rippel.

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist die Stimme der stahlproduzierenden Unternehmen in Deutschland, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren Stahl bis 2045 CO2-neutral zu erzeugen – und damit ein Drittel der gesamten industriellen Treibhausgasemissionen Deutschlands einzusparen. Der Verband mit Hauptsitz in Berlin macht sich für einen politischen Rahmen stark, der einen klimaneutralen und auch in Zukunft starken Stahlstandort möglich macht. Mit 40 Millionen Tonnen weist Deutschland die größte Stahlkapazität Europas auf.

Foto: Vladimir Mulder/Shutterstock.com

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