Thyssenkrupp: TKMS soll gehen und Miguel López soll bleiben

Das Bild zeigt eine Collage aus drei Bestandteilen: links und rechts sind Seefahrzeuge von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) zu sehen, in der Mittel Miguel Lopez, Vorstandsvorsitzender von Thysenkrupp

Thyssenkrupp treibt die geplante Verselbstständigung des Segments Marine Systems (TKMS) weiter konsequent voran. In einer außerordentlichen Sitzung hat der Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG heute den Plänen des Vorstands zur Abspaltung eines Minderheitsanteils von TKMS zugestimmt. Die Aufstellung als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen soll Wettbewerbsfähigkeit wie Wachstumschancen von TKMS nachhaltig stärken. Eine Stärkung erfuhr auch die Position von Thyssenkrupp-Chef Miguel López  – und zwar durch eine vorzeitige Vertragsverlängerung.

Die Pläne sehen vor, das Marinegeschäft unter einer neuen Holding-Gesellschaft zu bündeln und 49 Prozent der TKMS-Aktien an die Aktionäre der Thyssenkrupp AG im Verhältnis ihrer Beteiligung an der Thyssenkrupp AG zu übertragen. Die Aktionäre der Thyssenkrupp AG würden damit zu unmittelbaren Anteilseignern von TKMS. Mit der Abspaltung verbleiben 51 Prozent – und damit der Mehrheitsanteil – an TKMS bei der Thyssenkrupp AG. TKMS ist damit weiterhin ein vollkonsolidiertes Unternehmen im Thyssenkrupp-Konzern. Die Aktionäre der Thyssenkrupp AG werden bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August 2025 um Zustimmung zu dem Vorhaben gebeten. Ziel ist es, die Notierung von TKMS an der Frankfurter Wertpapierbörse noch innerhalb des laufenden Kalenderjahres abzuschließen.

„Enormes Wachstumspotenzial“ für TKMS

Prof. Siegfried Russwurm, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG: „TKMS ist der Beweis dafür, dass Deutschland bei Spitzentechnologien weltweit Maßstäbe setzen kann. Der Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG ist davon überzeugt, dass TKMS das enorme Wachstumspotenzial als ein globaler Vorreiter der maritimen Verteidigungsindustrie in einer eigenständigen Aufstellung am besten ausschöpfen kann. Deshalb empfehlen wir den Aktionärinnen und Aktionären der Thyssenkrupp AG, bei der außerordentlichen Hauptversammlung den Plänen des Vorstands zur Verselbständigung von TKMS zuzustimmen.“

TKMS zählt als Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote zu den führenden Systemanbietern in der maritimen Verteidigungsindustrie. Mit einem Auftragsbestand auf Rekordniveau von etwa 18 Milliarden Euro sind die Produktionskapazitäten des Unternehmens bis weit ins nächste Jahrzehnt ausgelastet. Die langfristigen geostrategischen Entwicklungen bieten dem Unternehmen zudem weitere Wachstumschancen. Hier verspricht man sich eine „bestmögliche Nutzung“ durch eine eigenständige Aufstellung.

Neuaufstellung des Gesamtkonzerns

Die geplante Abspaltung steht im Einklang mit der strategischen Neuaufstellung des Konzerns. Die Thyssenkrupp AG strebt im Grundsatz an, mittelfristig eine strategische Konzernführungsgesellschaft mit eigenverantwortlichen Einheiten zu werden und dabei die Mehrheitsbeteiligungen an den Geschäften zu halten. Bereits in der Vergangenheit wurden ähnliche Schritte unternommen, wie beispielsweise die Börsennotierung der Wasserstofftochter thyssenkrupp nucera.

Im Rahmen der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats hat der Vorstand der thyssenkrupp AG dem Aufsichtsrat zudem den aktuellen Stand seines strategischen Zukunftskonzeptes für die Weiterentwicklung des Gesamtkonzerns vorgestellt, das im Mai in Teilen vorzeitig bekannt geworden war. Kern der Überlegungen ist es, alle Geschäftsbereiche von thyssenkrupp schrittweise zu verselbstständigen und für die Beteiligung Dritter zu öffnen. Mit der weit fortgeschrittenen Abspaltung eines Minderheitsanteils von Marine Systems und dem angestrebten 50/50-Joint-Venture von thyssenkrupp Steel Europe mit EPG habe man „hierfür bereits wichtige Schritte in die Wege geleitet“, heißt es aus dem Konzern.

In den kommenden Jahren sollen sich die Segmente Materials Services und Automotive Technology ebenfalls kapitalmarktfähig aufstellen und dann in die Eigenständigkeit folgen. Auch das noch junge Segment Decarbon Technologies soll perspektivisch verselbstständigt werden, sobald die dafür nötigen Voraussetzungen geschaffen sind und der Markt für grüne Technologien dies zulässt. Dabei strebt die thyssenkrupp AG im Grundsatz an, dass sie auch nach der Herstellung der Kapitalmarktfähigkeit eine Mehrheitsbeteiligung an den Geschäftsbereichen hält. Ziel ist es, einen fokussierten, agilen und neu gegliederten Industriekonzern zu bilden: die thyssenkrupp AG als strategische Konzernführungsgesellschaft mit starken, eigenverantwortlichen Unternehmen.

Vertrag von CEO Miguel Ángel López Borrego um fünf Jahre verlängert

In der heutigen außerordentlichen Sitzung hat der Aufsichtsrat zudem die Verlängerung des Vertrags mit dem Vorstandsvorsitzenden der thyssenkrupp AG, Miguel Ángel López Borrego, um fünf Jahre bis zum 31. Mai 2031 beschlossen. Der bisherige Vertrag von Herrn López endet Ende Mai 2026 und war ursprünglich auf drei Jahre fixiert.

Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Russwurm: „In den vergangenen zwei Jahren hat Miguel López die strategische Neuaufstellung von thyssenkrupp mit enormer Energie sowie klarer Zielsetzung vorangetrieben und dabei wichtige Fortschritte erzielt. Das gilt insbesondere für die angestoßene Neuausrichtung und den 20-prozentigen Einstieg von EPG bei thyssenkrupp Steel Europe, für die weit fortgeschrittene Verselbstständigung von Marine Systems sowie für die Gründung des Bereichs Decarbon Technologies inklusive der Neustrukturierung von Geschäften.

Das dem Aufsichtsrat in Grundzügen vorgestellte Zukunftskonzept, das der Vorstand derzeit weiter im Detail ausarbeitet, zeigt einen in sich konsistenten Weg für die Weiterentwicklung des Konzerns auf. Es eröffnet die Chance, die Wirtschaftlichkeit der Geschäftsbereiche und deren Rolle als wichtige industrielle Arbeitgeber in der Region zurückzugewinnen. Der Konzern befindet sich in einem anspruchsvollen und dringend erforderlichen Transformationsprozess, bei dem es jetzt auf Verlässlichkeit, Führungskraft und klare Prioritätensetzung ankommt. Die Vertragsverlängerung von Miguel López ist Ausdruck unseres Vertrauens in seine Führungsstärke und unserer Überzeugung, dass klare Orientierung und Kontinuität entlang des eingeschlagenen Weges entscheidend für den weiteren Fortschritt und die Zukunft von thyssenkrupp sind.“

 

Foto: Thyssenkrupp Marine Systems, Thyssenkrupp – eigene Collage

Beitrag teilen

WhatsApp
Email
Facebook
Twitter
LinkedIn
XING

Jetzt Fachabo starten

Erhalten Sie exklusiven Zugriff auf alle Fachartikel, Whitepaper und Analysen.

Das könnte Sie auch interessieren

Miguel López kommentiert die Thyssenkrupp Q3-Zahlen 2024/2025 durchaus positiv

Thyssenkrupp Q3-Zahlen: Auftragseingang steigt, Umsatz sinkt

Thyssenkrupp legt Q3‑Zahlen vor: Auftragseingang steigt dank Marine Systems um 21 % auf 10,1 Mrd €, Umsatz sinkt auf 8,2 Mrd €. Bereinigtes EBIT verbessert sich dank APEX, doch manche Segmente drücken das Ergebnis – trotz strategischer Fortschritte.
RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH u. Co. KG ist ein Spezialist für Rundstahlketten. Das kuftbild zeigt den Firmensitz.

Spezialist für Rundstahlketten feiert rundes Jubiläum

RUD Ketten feiert 2025 sein 150-jähriges Bestehen. Der Spezialist für Rundstahlketten aus Aalen-Unterkochen steht für Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit – und blickt mit einem klaren Fokus auf Digitalisierung und Internationalisierung in die Zukunft.
Dr. Dirk Springorum

VDEh würdigt Dirk Springorum mit Nachruf

Das Stahlinstitut VDEh würdigt Dr.-Ing. Dirk Springorum, der Anfang August 2025 mit 92 Jahren starb. Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied prägte er den Verband von 1982 bis 1997 maßgeblich und setzte bleibende Impulse für die Stahlindustrie.
Ausgezeichnete Qualität: Am 5. August nahmen Reiner Hagemann und Philipp Vetter von der Badische Stahl-Nebenprodukte GmbH (BSN) die QUBA-Zertifizierung für die Produkte BEOSALT und BEOSIL entgegen. – V.l.n.r.: Reiner Hagemann (Geschäftsführer BSN), Thomas Fischer (Geschäftsführer Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH), Philipp Vetter (Qualitätssicherung BSN)

QUBA-Zertifizierung für Sekundärbaustoffe von BSN

Die Badische Stahl-Nebenprodukte GmbH hat für ihre Sekundärbaustoffe „Beosalt“ und „Beosil“ eine QUBA-Zertifizierung erhalten. Die Zertifizierung höchste Qualitäts- und Umweltstandards bestätigen und die Eignung für drei Einsatzbereiche bescheinigen.
Mit den Make-to-Order Days, kurz MTO Days, geht am 9. und 10. Juni 2026 auf dem Stuttgarter Messegelände ein neues Veranstaltungsformat an den Start.

Make-to-Order Days 2026 als neue Messe im Juni 2026

Am 9. und 10. Juni 2026 startet mit den Make-to-Order Days auf dem Messegelände Stuttgart eine neue Fachmesse für auftragsbezogene Präzisionsfertigung. Das Format richtet sich an Entscheider aus verschiedenen Industriebranchen.
Das Bild zeigt die beiden WSM-Geschäftsführer, dem Verband für die Stahl- und Metallverarbeitung.

Stahl- und Metallverarbeitung: WSM warnt vor Stillstand

Die deutsche Stahl- und Metallverarbeitung kommt im ersten Halbjahr 2025 nicht vom Fleck. Der Branchenverband WSM fordert von der Politik entschlossenes Handeln, um den industriellen Mittelstand vor Substanzverlust zu bewahren.
Anzeige
MPT